02. November 2018
Herr Marx, warum engagiert sich AGAPLESION in Afrika?
Jörg Marx: Wir wollten uns gern für ein Projekt einsetzen, das für die christliche Identität der AGAPLESION gemeinnützige AG und die Vielfalt der Menschen steht, die bei uns arbeiten oder als Patienten und Bewohner behandelt und versorgt werden. Grenzen sollten da keine Rolle spielen. Die aktuelle politische Situation zeigt ja, wie sehr die Weltgemeinschaft voneinander abhängt und aufeinander angewiesen ist. Darum haben wir uns für ein internationales Kooperationsprojekt entschieden.
Warum fiel die Wahl auf das Methodist Faith Healing Hospital (MFHH) in der Kleinstadt Ankaase?
Marx: Der Vorteil von Ghana ist, dass hier bereits Strukturen vorhanden sind, auf die wir aufbauen können. Wir sind ja keine klassische Hilfsorganisation, die vor Ort auf ein großes Netzwerk aufbauen könnte. Wir können nicht bei null anfangen. Das Methodist Faith Healing Hospital hat schon jetzt ein sehr gutes Renommee und viel Potenzial. Unsere Unterstützung kann hier gut greifen. Im Vorfeld hatten wir uns intensiv mit Experten ausgetauscht, die sich humanitär in anderen Ländern engagieren. Gespräche mit Herrn Prof. Vetter, ehemals Geschäftsführer der AGAPLESION DIAKONIE KLINIKEN KASSEL, rückten Ghana in unseren Fokus. Auch unser Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Jürgen Steuber ist in Afrika gut vernetzt – im südlichen Teil des Kontinents arbeitete er mehrere Jahre für ein europäisches Bankenkonsortium.
Wie kann AGAPLESION das MFHH unterstützen?
Marx: Die Bereitstellung von medizintechnischem Gerät und Instrumenten und die dafür nötige Aus- und Weiterbildung, Beratung & Unterstützung beim Bau von Gebäuden und die Förderung nachhaltiger Projekte – all das beinhaltet die Kooperation. Mir ist ganz wichtig: Im Methodist Faith Healing Hospital arbeiten gut ausgebildete Ärzte, Medical Assistants und Krankenpflegekräfte, die einen großen Anteil an der Krankenversorgung haben. Das Problem ist, dass nicht ausreichend Medizintechnik, Elektrogeräte und Verbrauchsmaterialien vorhanden sind. Das schränkt die Möglichkeiten für Diagnostik und Behandlung der Patienten massiv ein. Unser Know-how und die von uns gespendeten Medizingeräte können die afrikanischen Kollegen sehr gut einsetzen. Sie haben sehr genaue Vorstellungen darüber, wie sich ihr Krankenhaus weiterentwickeln kann.
Welche Erfahrungen mit Zentralafrika haben Sie bisher?
Marx: Keine! Umso mehr freue ich mich auf die Reise. Die Berichte von Herrn Prof. Vetter und von Herrn Steuber haben mich sehr neugierig auf Land und Leute gemacht.
Wie können die AGAPLESION Mitarbeitenden an Ihrer Reise teilhaben?
Marx: Wenn uns die Übertragung keinen Strich durch die Rechnung macht, schicke ich Fotos und kurze Reiseberichte aus Ghana. Ein Foto sagt ja bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Ich wünsche mir, dass sich unsere Mitarbeitenden mit dem Projekt identifizieren können, und dass sie sich dem Methodist Faith Healing Hospital verbunden fühlen. In unserer Brust schlägt dasselbe Herz: Das Hospital steht ebenso wie wir in evangelisch-methodistischer Tradition. Die Methodistische Kirche von Ghana ist mit 900.000 Gläubigen die größte protestantische Kirche im Land. Bei uns allen steht die tätige Nächstenliebe im Mittelpunkt – und damit der Mensch, ganz gleich welcher Nation, Religion und Hautfarbe.
Sie reisen vom 9. bis 14. November nach Ghana. Wie sieht Ihr Reiseprogramm aus?
Marx: Ich fliege zusammen mit Herrn Prof. Vetter, der von zwei Kollegen begleitet wird, und Herrn Steuber. Wir landen zunächst in Accra und fliegen weiter nach Kumasi. In Ankaase schauen wir uns das Methodist Faith Healing Hospital an und – sofern die Zeit es zulässt – noch eine nah gelegene Praxisklinik. Außerdem treffen wir Krankenhausgeschäftsführer Joseph Amanwaa und den methodistischen Bischof Christoph Andam der Diözese Kumasi. Gemeinsam unterzeichnen wir den Letter of Intend, unseren Kooperationsvertrag. Natürlich schauen wir uns bei Gelegenheit auch Sehenswürdigkeiten wie einen der größten Kraterseeen der Welt nahe Kumasi an, der vor Millionen Jahren von einem Meteoriten geformt worden ist.
Haben wir schon Medizintechnik nach Ghana geschickt?
Marx: Ein Transportschiff mit einem AGAPLESION Container wird sich bald auf den dreiwöchigen Weg zum ghanaischen Hafen Tema machen, der mit elektrischen Betten, Ultraschallgeräten, Monitoren und Hochfrequenz-Chirurgie-Geräten sowie Waschmaschinen, Trocknern und Rohren beladen ist. Die Gerätschaften stammen aus verschiedenen AGAPLESION Krankenhäusern sowie Wohn- und Pflegeeinrichtungen und wurden von AMTech geprüft. Herr Prof. Vetter hat sich um Logistik und Transport gekümmert. Untergebracht waren die Güter in einer Lagerhalle der AGAPLESION PNEUMOLOGISCHE KLINIK WALDHOF ELGERSHAUSEN. Ich danke allen Beteiligten, die uns hierbei so tatkräftig unterstützt haben. Das ist ein sehr guter Start, würde ich sagen.
Vielen Dank für das Gespräch.