09. Dezember 2021
Zentraler Schreibdienst – Was bedeutet das?
Wir schreiben für alle Abteilungen des Krankenhauses, z.B. Entlassungsbriefe, Operationsberichte oder auch andere Befunde. Das ist sehr umfangreich. Solche Berichte sind die Visitenkarte des Hauses. Da bin ich eine Erbsenzählerin. Ich möchte, dass alles perfekt ist: Rechtschreibung, Grammatik, Sprachbild, Formatierung, Adressen - also alles! Darauf legen wir alle im Team Wert.
Den Schreibdienst gibt es jetzt seit 11,5 Jahren. Ich war nach einem Jahr die Stellvertreterin. Jetzt habe ich die Leitung inne. Ich wollte das immer schon. Es ist die schönste Arbeit, die ich je hatte. Wir sind hier so entspannt und zufrieden (außer kurz vorm Jahresabschluss). Es läuft einfach.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Was begeistert Sie daran?
Ich liebe Sprache. Ich würde sagen, ich bin damit geboren. Ich konnte schon mit fünf Jahren lesen. Wenn meine Grundschullehrerin noch leben würde, würde sie über mich sagen: Die Petra mit ihren tollen Aufsätzen. Mit sechzehn habe ich dann angefangen, mehr zu schreiben, und tue das bis heute – nun rund vierzig Jahre lang.
Im Jahr 2004 habe ich mir einen älteren Lebenstraum erfüllt und bin an die Uni gegangen, um ein Vollzeitstudium zu absolvieren: Sprachwissenschaft des Deutschen und Psychologie. Das war toll! Dort habe ich gelernt, die Sprache richtig zu sezieren. Fantastisch!
Gearbeitet habe ich eigentlich mein ganzes Leben lang als Medizinische Schreibkraft. Nach meinem Studium habe ich am AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS WUPPERTAL eine Vollzeitstelle als Ambulanzsekretärin angenommen. Viel Telefonieren – das war leider nicht ganz mein Ding. Dann wurde der Schreibdienst etabliert. Da habe ich mir gedacht: Tolle Chance - ich habe es doch mehr mit Buchstaben! Mir macht das einfach Freude!
Vom Arztbrief zum Lebenswerk „Lachen und Weinen – Mein Dank an das Leben“. Die Gemeinsamkeit ist das Schreiben, aber es gibt natürlich große Unterschiede?
Ich hatte nach meinem Studium bereits das nötige Selbstbewusstsein und habe erstmals Gedichte bei seriösen Verlagen eingereicht. Mir sind daraufhin diverse Veröffentlichungen gelungen. Darüber war ich glücklich! Aber alles nur Anthologien.
Und dieses Jahr ist einfach der Knaller: Ich habe zum ersten Mal ein Buch lektoriert. Das ist für mich ein Hobby. Die Einnahmen gehen an den Tierschutz.
Und dann kam eine ehemalige Kommilitonin auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, in einem Buch mitveröffentlicht zu werden – mit Kurzgeschichten und Gedichten. Thematisch ging es nur um Tiere. Klar, hatte ich Lust! Also habe ich angefangen, Kurzgeschichten zu schreiben. Doch die Veröffentlichung dauerte und dauerte. Und irgendwann ist bei mir der Geduldsknoten geplatzt.
Ich habe doch schon so viel geschrieben in meinem Leben. Daraufhin habe ich von einer Freundin den Tipp bekommen: Es gibt einen Selbstverlag, der nicht so teuer ist. Ich habe einfach alles, was ich jemals geschrieben habe, zusammengesucht und dort eingereicht. Und plötzlich hatte ich mein eigenes Buch.
Dabei handelt es sich im Grunde um eine spannende Reise durch mein Leben: Die Kurzgeschichten sind teilweise lustig, alles andere ist eher traurig, aber auch hoffnungsvoll. Es bereitet mir Freude, Emotionen durchs Schreiben ausdrücken.
Mit dem Buch verfolge ich keine kommerziellen Zwecke. Die Hälfte der Erlöse spende ich für gute Zwecke. Ein Teil geht an den Tierschutz – wie zum Beispiel an das Tierheim in Koblenz, aus dem ich seit Juli meinen Hund Max habe. Den besten Hund der Welt – selbstverständlich! Oder auch an die Tierstiftung Hundegnadenhof Diggersworld. Des Weiteren geht ein Teil der Erlöse an das SOS-Kinderdorf, die Aktion Deutschland Hilft und an die AGAPLESION Stiftung, da ich sehr dankbar für meinen tollen Job bin.
Wie kam die Idee zustande, ein Buch zu veröffentlichen?
Ende letzten Jahres habe ich einen Musiktext gehört, der mich sehr berührt hat. Ich hatte sicher acht Jahre lang eine Schreibblockade. Doch daraufhin dachte ich: Du kannst das doch auch. Und ich habe wieder angefangen zu schreiben. Im März kam dann ein Hund hinzu, der mich inspiriert hat. Der kam aus dem Tierheim – auf Facebook habe ich ihn entdeckt. Dann habe ich erstmal ein Gedicht für diesen Hund geschrieben. Das ist so gut angekommen, dass ich nun für dessen Herrchen Bücher lektoriere.
Zusammengenommen: Das Lied und dieser Hund – das waren meine Inspirationen.