07. Februar 2018
Durchgeführt wird das Forschungsprojekt im Frankfurter AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS und im AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM HAMBURG unter der Leitung von PD Dr. Rupert Püllen, Chefarzt der Geriatrie in Frankfurt, und Dr. Matthias Müller-Schulz, Chefarzt der Medizinisch-Geriatrischen Klinik in Hamburg.
Stürze in der ungewohnten Umgebung eines Krankenhauses sind ein hohes Risiko für geriatrische Patienten und häufig auch folgenreich: Frakturen, chronische Schmerzen, bis hin zu drohender Pflegebedürftigkeit und dem Verlust selbstbestimmten Lebens. Sturzgefährdete Patienten sollen daher frühzeitig identifiziert werden, damit dann gezielt präventive Maßnahmen erfolgen können. Die Ganganalyse verspricht einen echten und langfristigen Mehrwert für die Patienten.
Das Innovationsprojekt markiert einen weiteren Fortschritt in der Sturzprophylaxe geriatrischer Patienten. Mit der Ganganalyse wollen wir die Versorgungsqualität der Patienten nachhaltig verbessern. AGAPLESION wird die Sensorik sowie die darüber gewonnenen Daten und Interpretationsmöglichkeiten über mehrere Jahre hinweg testen und evaluieren.
Möglichst alle gehfähigen Patienten, die über die Geriatrie der beiden Einrichtungen aufgenommen werden, durchlaufen mit entsprechendem Einverständnis die Ganganalyse. Die Sensorik an den Schuhen zeichnet sturz- und therapierelevante Gangparameter auf. Dazu zählen u.a. Schrittdauer, -länge und -geschwindigkeit sowie Abhebe- und Aufsatzwinkel des Fußes. Entwickelt wurde die Sensorik vom Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der FAU (Prof. Björn Eskofier) in Kooperation mit der Molekular-Neurologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen (Prof. Jochen Klucken). Als Produkt umgesetzt wurde sie von der universitären Ausgründung Portabiles HealthCare Technologies GmbH. Über mehrere Monate hinweg werden die Patienten zudem über Sturzhäufigkeit und -angst sowie weitere Parameter befragt. Alle Daten werden zusammengetragen, ausgewertet und fließen in die Sturzprognose ein.
Im nächsten Schritt ist die Ausweitung des Forschungsprojekts geplant. So soll das Gangbild ausgewählter Patienten auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus weiter erfasst werden. Langfristig ist die Einbindung weiterer Einrichtungen, v.a. im Bereich Wohnen und Pflegen, geplant. Dadurch verlängert sich zum einen der Untersuchungszeitraum je Patient, zum anderen erhöht sich die Datenmenge insgesamt. Auch die Einsetzbarkeit der Sensorik im Home Monitoring – also im häuslichen Umfeld – ist in Planung.