SimPat: Umfassende Versorgung von Patienten mit Demenz – BMBF-Projekt wird auf Konferenz in China vorgestellt

05. April 2017

Frankfurt / Darmstadt, 5. April 2017 – Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte interdisziplinäre Projekt SimPat unter der Leitung von AGAPLESION entwickelt ein sektorenübergreifendes, digital gestütztes Versorgungskonzept für Patienten mit Demenz und einer Fraktur. Die erste Projektphase – eine Anforderungsanalyse für das Fallmanagementsystem – wurde erfolgreich beendet. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen nun in die praktische Umsetzung ein. Das Projekt erweckte internationales Interesse und wird im August 2017 auf einer Konferenz in China vorgestellt.

Im Fokus des Projekts stehen demenziell beeinträchtigte Patienten, die infolge eines Sturzes eine Fraktur erlitten haben und im Krankenhaus versorgt werden müssen. Die bisherigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Analyse bestätigen, dass der informationsbezogene Übergang zwischen dem ambulanten (z. B. Hausarzt, häusliche Pflege) und dem stationären Sektor (Krankenhaus) häufig nicht reibungslos funktioniert. Das interdisziplinäre Projekt SimPat setzt hier an und entwickelt ein IT-gestütztes Fallmanagement. Geplant ist darüber hinaus ein E-Learning-Tool für alle Akteure.

Inzwischen hat das Projekt internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen: SimPat wird im August 2017 auf der internationalen Medizininformatiker-Konferenz „MedInfo2017“ in Hangzhou, China, vorgestellt. Die Veranstaltung wird jährlich von der International Medical Informatics Association (IMIA) ausgerichtet. Das Thema der Projektgruppe heißt: „Information and Communication Gaps in Intersectoral Healthcare Processes for Dementia Patients".

Die erste Phase des Projekts war eine Anforderungsanalyse für das Fallmanagementsystem. Diese wurde erfolgreich abgeschlossen. Hierfür wurden an der Versorgung beteiligte Angehörige demenziell beeinträchtigter Patienten, Haus- und Krankenhausärzte, Pflegestützpunktmitarbeitende und weitere Akteure im AGAPLESION ELISABETHENSTIFT befragt und die Prozesse analysiert. Die Inhalte der Fallakte, Bedienbarkeit und kritische Erfolgsfaktoren für ein solches System wurden diskutiert sowie erste Inhalte für einen E-Learning-Ansatz festgelegt.

Ausgehend vom Krankenhaus müssen über das IT-gestützte Fallmanagement Informationen und Aufgaben vorerst bis zu drei Wochen nach dem Aufenthalt im System gespeichert und festgelegt werden. So kann der Hausarzt z. B. automatisch benachrichtigt werden, wenn der Patient stationär aufgenommen wurde. Angehörige können durch das E-Learning-Tool Hinweise und Informationen erhalten, worauf sie schon während und nach dem Krankenhausaufenthalt achten müssen.

PD Dr. med. Mathias Pfisterer, SimPat-Projektleiter am AGAPLESION ELISABETHENSTIFT und dort Chefarzt der Klinik für Geriatrische Medizin, resümiert: „Ich sehe in dem SimPat-Projekt eine große Chance, multimorbide Patienten mit Demenz, deren Angehörige und Pflegende in dem Versorgungsprozess zu unterstützen und die Interaktion zwischen den unterschiedlichen Leistungserbringern zu erleichtern. Das entwickelte Konzept und die dazugehörigen Inhalte müssen nun in der zweiten Phase in der IT-Lösung modelliert und abgebildet werden.“

Das Projekt SimPat wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „Aktionsplans Dienstleistung 2020“ unter der Maßnahme „Dienstleistungsinnovationen durch Digitalisierung“ gefördert. SimPat steht für die Sicherung intersektoraler Versorgung durch ein IT-gestütztes Dienstleistungskonzept für multimorbide Patienten mit Demenz. Die etwa einjährige Pilotphase der realen Anwendung beginnt Ende 2017 im Raum Darmstadt.

Das interdisziplinäre Projekt wird von sechs Partnern aus ganz Deutschland durchgeführt:
AGAPLESION gemeinnützige AG, Frankfurt
Projektleitung und Koordination
AGAPLESION ELISABETHENSTIFT, Darmstadt
Mithilfe bei der Analyse und Umsetzung einer prototypischen Fallmanagement-Lösung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Innovationsforschung
Anwenderorientierte Gestaltung des vernetzten Dienstleistungssystems und Innovations-prozesses
Deutsche Stiftung für chronisch Kranke, Fürth
Evaluation mit zugehöriger Situations- und Bedarfsanalyse
TU Braunschweig, Peter L. Reichertz Institut f. Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover
Entwicklung und Implementierung eines integrierten einrichtungsübergreifenden
IT-Systems für das Fallmanagement
Sector5 GmbH, Köln
Erarbeitung und Umsetzung eines E-Learning Konzeptes

Projektumfang: rund 1,7 Mio. Euro, davon 70 % Förderung durch BMBF
Projektlaufzeit: 12 / 2015 bis 04 / 2019

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie im Internet unter
www.simpat-demenz.de.

Pressekontakt:
AGAPLESION gemeinnützige Aktiengesellschaft
Ginnheimer Landstr. 94, 60487 Frankfurt am Main
Dr. Tino Drenger, Leiter Unternehmenskommunikation
T (069) 95 33 – 9430, F (069) 95 33 – 891 9430
presse@agaplesion.de

 

Die interdisziplinäre Fachgruppe diskutiert in einem Workshop Inhalte der Fallakte, Bedienbarkeit sowie kritische Erfolgsfaktoren für ein solches System und erarbeitet erste Inhalte für einen E-Learning-Ansatz.