25. April 2022
Von verkalkten Adern hat jeder schon einmal gehört. Was aber hat es damit auf sich, wenn diese Verkalkungen in den Beinen entstehen?
Werden die Arterien der Beine nicht ausreichend mit Blut versorgt, kann dies zu akuten oder chronischen Durchblutungsstörungen führen. Wir Mediziner sprechen dann von einer Arteriosklerose, also der Verkalkung der Arterienwand. Das passiert durch Ablagerungen aus Blutgerinnseln und Cholesterin, die das Gefäß enger machen und zu verstopfen drohen. Passiert dies in den Beinen, sprechen wir Gefäßexpert:innen von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAKV) oder Schaufensterkrankheit. Die Folge können unter anderem neben Schmerzen chronische Wunden, absterbendes Gewebe und im allerschlimmsten Fall eine Amputation sein.
Was zählt denn zu den Risikofaktoren?
Rauchen zählt zu den Risikofaktoren Nummer Eins. Also: Rauchen vermeiden oder direkt damit aufhören. Gesunde und fettarme Ernährung ist wichtig, um erhöhte Cholesterinwerte im Blut zu vermeiden. Leiden Betroffene unter Bluthochdruck, dann muss dieser behandelt werden.
Mit welchen Symptomen kommen die Patient:innen zu Ihnen?
Die anfänglich kaum spürbaren Symptome können sich zu dauerhaften Schmerzen entwickeln. Häufig fällt Betroffenen in einem frühen Erkrankungsstadium das dauernde Gehen schwer und Gehpausen begleiten den Alltag: Nach einer bestimmten Gehstrecke kommt es zum Teil zu starken Schmerzen in den Waden. Denn je enger ein Gefäß wird, desto schlechter wird die Muskulatur mit Sauerstoff versorgt und Schmerzen entstehen. Nach einer Gehpause werden die Schmerzen besser. Daher stammt auch der Name Schaufensterkrankheit. Betroffene bleiben stehen und schauen ins Schaufenster, damit es niemandem auffällt.
Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen Betroffenen zur Verfügung?
Zu allererst sollten Erkrankte ihre:n Hausärzt:in aufsuchen. Nach der Diagnosestellung erfolgt die Überweisung zum:zur Gefäßspezialist:in oder in eine Klinik für Gefäßchirurgie. Möglich ist die konservative Therapie in Form von gezieltem Training, damit sich neue dünne Arterien als „Umwege“ um den Verschluss herum bilden. Wenn bereits ein Ruheschmerz vorliegt, ist eine interventionelle Therapie sinnvoll. Ein Kunststoffschlauch (Katheter) wird über die Leiste in das Gefäß eingeführt, über den es mit einem Ballon gedehnt wird. So kann ein Stent, also eine Gefäßstütze aus Metall, eingesetzt werden. Sollte ein Stent nicht halten, muss ein operativer Eingriff erfolgen und ein Bypass gelegt werden: Mit einem künstlichen Blutgefäß oder einer körpereigenen Vene wird der Verschluss überbrückt. Die allerletzte Möglichkeit, sollten Bypässe nicht funktionieren, ist eine Amputation – beispielsweise des schwarzen Zehs.
Dr. med. Michael Feldmann ist Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie am AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG.
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