24. Dezember 2019
In der Psychologie ist mit dem Begriff Vorsatz die Absicht gemeint, in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Das heißt, ich versuche z.B. auch unter Anspannung und Stress mich gesund zu ernähren. Umgangssprachlich sind mit Vorsätzen auch Verhaltensänderungen gemeint, wie z.B. der Aufnahme eines gesünderen Lebensstils.
Der Jahreswechsel ist immer eine gute Zeit, um eine „innere Inventur“ zu machen. Das heißt, wir gleichen ab, inwiefern unser aktuelles Verhalten mit unseren längerfristigen Zielen übereinstimmt. Manchmal müssen wir dabei feststellen, dass das nicht der Fall ist. Eigentlich nehmen wir uns vor, gesünder zu leben, im Alltag greifen wir jedoch auch auf ungesunde Nahrungsmittel zurück, bewegen uns zu wenig und halten an den Rauchgewohnheiten fest. Der Blick auf die längerfristigen Werte, die unsere Ziele bestimmen, kann uns helfen, auch in schwierigen Zeiten den inneren Kompass nicht zu verlieren.
Ein hin- und hergerissen sein zwischen etwas zu ändern oder auch nicht, ist Teil des normalen menschlichen Verhaltens. Viele Menschen sind bezüglich einer Verhaltensveränderung ambivalent: Der eine Teil von uns möchte das, der andere Teil verharrt im alten Verhalten. Ob wir es schaffen, hängt im Wesentlichen davon ab, wie wichtig uns diese Ziele sind, wie fähig wir sind, diese umzusetzen und inwiefern wir auch gute Gründe dafür sehen.
Wichtig dabei ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Das heißt, Sie müssen auch einen offenen Blick darauf haben, was diesen Zielen entgegensteht und daran arbeiten, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dabei muss das zu erreichende Ziel, z.B. der Rauchverzicht, für uns attraktiv sein, also auch Vorteile mit sich bringen. So kann es zum Beispiel attraktiv sein, wieder eine längere Joggingrunde nach einem Rauchverzicht zu schaffen, oder beim Treppensteigen wieder besser Luft zu bekommen. Was noch hilfreich ist: sich einen konkreten Zeitplan und ein realistisches Ziel zu setzen. Ein kurzfristig terminiertes Ziel zu wählen ist oft einfacher, als ein sehr langfristig angelegtes.
Wichtig ist, in diesem Zusammenhang erst einmal zu verstehen, was dieses Verhalten bei mir aufrechterhält. Also genau drauf zu schauen, was ich z.B. an meinem „schlechten Essverhalten“ so eigentlich mag. Ebenso wichtig ist es, sich einmal genau anzuschauen, welche konkreten Vorteile diese gesündere Verhaltensweise für einen bereithalten würde. Die relativ abstrakte langfristige Hoffnung durch die gesündere Lebensweise eine bessere Lebensqualität zu gewinnen, ist meist nicht so überzeugend. Hilfreicher ist oft, sich genau zu überlegen, welche konkreten Vorteile kurzfristig erreicht werden können, z.B. nach einem Rauchverzicht wieder ohne Atemnot eine Treppe hinauf laufen zu können. Erst wenn in der Summe mehr Gründe für die Veränderung als für das Beibehalten der schlechten Gewohnheit entstanden sind, schaffen wir es, diese abzuändern.
Manager sagen immer, der Wochenplan ist das wichtigste Verbindungsglied zwischen kurzen und langfristigen Zielen. Auf den Alltag übertragen bedeutet dies, dass ich mir einen realistischen Wochenplan erarbeiten muss, in dem ich Sport mindestens ein bis zwei Mal einbaue. Manchen Menschen gelingt das wesentlich leichter, wenn sie das in Gemeinschaft tun. Dann hilft die Anmeldung in einer Sportgruppe.
Ich werde auf jeden Fall mein Bewegungspensum in 2020 wieder erweitern. Durch die zahlreichen Projekte im Jahr 2019 habe ich es nicht immer geschafft, zwei Mal pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Das steht definitiv auf meiner „To-Do Liste“.
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Christoph Fehr ist Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am AGAPLESION MARKUS KRANENHAUS.
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