14. September 2021
Bei einem Leistenbruch (auch Leistenhernie genannt), drängen innere Organe, Gewebeschichten oder Darmteile durch den Leistenkanal nach außen. Der Leistenkanal ist eine röhrenförmige Verbindung zwischen der Bauchhöhle und der äußeren Schamregion, die sich schräg von hinten nach vorne durch den Körper zieht. Im Leistenkanal verlaufen Blut- und Lymphgefäße, sowie bei Männern der Samenstrang oder bei Frauen die Mutterbänder. Dabei kann es in der Leistengegend zur Bildung einer weichen Beule kommen, die sich in vielen Fällen nach innen wegdrücken lässt.
Die Ursachen für einen Leistenbruch können ausgesprochen vielfältig sein. Der Leistenkanal ist kontinuierlich einem großen Druck ausgesetzt. Kommen noch zusätzliche Belastungen hinzu, wie beispielsweise das Heben schwerer Gegenstände, kräftiges Pressen beim Stuhlgang, oder kräftiges Niesen und Husten, gibt das Gewebe nach und es entsteht eine sogenannte Bruchpforte in der Leistengegend. Das heißt es entsteht eine Lücke in der Bauchwand und das Bauchfell bildet einen Bruchsack, der von außen sicht- und tastbar ist. Doch neben erhöhter Belastung gibt es noch weitere Faktoren, die das Leistenbruchrisiko erhöhen. Zu solchen Risikofaktoren gehören neben einer familiären Veranlagung oder schwachem Bindegewebe beispielsweise auch ein höheres Lebensalter, Erkrankungen des Bindegewebes, vorangegangene Operation in der Bauchregion, Schwangerschaft, Bauchwassersucht, Rauchen, Diabetes sowie chronische Verstopfung oder chronischer Husten (COPD). Zudem sind Männer häufiger von einem Leistenbruch betroffen, als Frauen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Leistenregion bei Männern aufgrund der embryonalen Entwicklung der Hoden eine natürliche Schwachstelle darstellt.
Zu den deutlichsten Symptomen eines Leistenbruchs zählen Schwellungen im Leistenbereich, die sich als weiche Beulen bemerkbar machen und sich oftmals als fremd und störend anfühlen. Daneben tritt oftmals ein Druckgefühl oder Ziehen im Unterbauch ein. Starke Schmerzen werden durch einen Leistenbruch in der Regel nicht verursacht.
Oftmals bereitet ein Leistenbruch zu Beginn sogar keinerlei oder kaum Beschwerden, sondern wird im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung zufällig entdeckt. Jedoch: Auch wenn ein Leistenbruch oft keine oder nur geringe Schmerzen verursacht, können seine Folgen mitunter gefährlich werden. Im Zuge eines Leistenbruchs kann es beispielsweise zu Beschädigungen des Darmes, Darmverschluss oder Bauchfellentzündungen kommen. In solchen Fällen klagen die Betroffenen über starke Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen Rötungen am Bauch und Fieber.
Da ein Leistenbruch nicht immer mit starken Beschwerden verbunden ist, besteht bei vielen Betroffenen die Überlegung, ob ein operativer Eingriff vorgenommen werden sollte oder Abwarten die bessere Alternative wäre. Für einen Eingriff spricht, dass eine Hernie nicht von alleine heilt. Im Gegenteil: Mit den Jahren kann sie sich sogar vergrößern. Es empfiehlt sich daher, schon bei kleineren oder unklaren Beschwerden medizinischen Rat einzuholen und den Leistenbruch notfalls operativ zu behandeln.
Generell gilt: Sollten Sie Beschwerden haben, suchen Sie medizinischen Rat und klären Sie mögliche Behandlungsschritte ab. Im Fall einer Hernie wird meist zu einer zeitnahen Operation geraten, um den Bruchsack in die Bauchhöhle zurückzudrängen und die Bruchpforte zu schließen. Damit der Leistenbruch nicht erneut auftritt, wird über der Bruchlücke ein feines Kunststoffnetz eingesetzt, um das Bindegewebe zu unterstützen und möglichen Rückfällen vorzubeugen.
Aufgrund der sogenannten ‚Schlüssellochchirurgie‘, also Eingriffen mit nur minimalen Schnitten, ist meist nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig. Oftmals wird der Eingriff sogar ambulant vorgenommen. Die Belastungen der Patientinnen und Patienten kann auf diese Weise so minimal wie möglich gehalten werden.
Prof. Dr. med. Thilo Traska ist Chefarzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am AGAPLESION BETHESDA KRANKENHAUS WUPPERTAL.