29. Mai 2020
Der Lockdown war zu Beginn der Corona-Pandemie sinnvoll, um die Anzahl der Neuinfektionen einzudämmen. Jetzt ist es aber an der Zeit, dass diese Einrichtungen wieder öffnen dürfen. Für die psychische Gesundheit von Kindern ist der Kontakt untereinander wichtig: Kinder brauchen andere Kinder.
Der fehlende Kontakt zu Gleichaltrigen kann bei Kindern Entwicklungsverzögerungen nach sich ziehen.
Außerdem besteht in der aktuellen Situation leider auch eine erhöhte Gefahr für Kinder, Opfer häuslicher Gewalt zu werden. Beispielsweise reißt der Geduldsfaden schneller, wenn die ganze Familie über längere Zeit nur zusammenhockt oder wenn neben dem Homeoffice auch noch die Aufgaben für Grundschulkinder zu beaufsichtigen sind.
Solange die Kitas und Grundschulen geschlossen sind und dadurch kein Kontakt zu Gleichaltrigen besteht, sollten Treffen mit Freunden oder Spielplatzbesuche ermöglicht werden. Jedoch befürworte ich einen schnellstmöglichen Übergang in den „Normalbetrieb“ der Einrichtungen für die Kleinsten.
Erste Studien, unter anderem aus Island, zeigen, dass sich Kinder fast ausschließlich bei Erwachsenen mit dem Coronavirus angesteckt haben und nicht umgekehrt. Bei der Ansteckung scheint es auch darauf anzukommen, wie hoch die Viruslast dabei ist. Von Kindern geht eher eine geringe Last aus. Wenn es tatsächlich zu einer Coronavirus-Infektion kommt, zeigen Kinder in der Regel deutlich weniger Symptome als Erwachsene. Es laufen gerade große Studien in Heidelberg und Hamburg zu diesem Thema. Allerdings könnte man es – meiner persönlichen Meinung nach - bei den aktuellen Infektionszahlen durchaus riskieren, einen „Normalbetrieb“ in den Kitas einfach auszuprobieren und zu überprüfen, inwieweit sich die Lage tatsächlich verändert.
Dr. Jila Schauerte ist Chefärztin an der Kinderklinik am AGAPLESION EV. KRANKENHAUS ISERLOHN.