14. Februar 2024
Fasten ist ein uraltes Thema, in den letzten Jahren aber zunehmend populärer geworden u.a. durch den Arzt und Fernsehmoderator Dr. Eckart von Hirschhausen oder die Ernährungs-Docs im NDR- Fernsehen.
Beim Heilfasten gibt es verschiedenste Formen, die sich z.T. ähneln aber auch ganz unterschiedlichen Prinzipien folgen. Beim Fasten nach Hildegard von Bingen besteht der Hauptbestandteil des Fastenplanes aus Dinkelschrot und Äpfeln. Es gibt Molkefasten, Saft- und Teefasten oder Früchtefasten, auch die Schroth-Kur, bei der sich Trink- und Trockentage abwechseln, zählt zum Heilfasten.
Eine der bekanntesten Formen des Heilfastens geht auf den Arzt und Naturkundler Otto Buchinger (1878- 1966) zurück. Buchinger sprach bei der von Ihm benannten Fastenform von einer „Diät der Seele“, da für ihn das Heilfasten nicht nur auf medizinischer sondern auch auf psychosozialer und spiritueller Ebene stattfindet. Das Heilfasten nach Buchinger startet mit leichter Kost, z.B. gedünsteten Gemüse, den s.g. Entlastungstagen. Nach einer gründlichen Darmreinigung beginnt das eigentliche Fasten. Der Fastende nimmt nur noch Tee, Wasser, Saft und Gemüsebrühe zu sich, zur Erhaltung der Muskulatur sind in kleinen Mengen auch Eiweißprodukte wie Quark Joghurt oder Milch erlaubt.
Beim Intervallfasten wechseln sich Essensphasen und Nahrungsverzicht in verschiedenen Intervallen ab. Beim Intervallfasten nach der Methode 16:8 wird über 16 Stunden nicht gegessen, die Nahrungsaufnahme erstreckt sich auf die restlichen 8 Stunden des Tages. Damit wird eine Hauptmahlzeit eingespart. Hier raten die meisten Ernährungsmediziner dazu die Abendmahlzeit wegzulassen, um so eine Absenkung des nächtlichen Insulinspiegels zu erreichen. Getrunken werden soll dabei ausreichend und nur kalorienfreie Getränke. Eine andere Methode ist die 5:2 Methode, hier wird an 5 Tagen gegessen und an 2 Tagen gefastet.
Mit dem Fasten nach Buchinger sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers mobilisiert werden! In vielen Studien konnten gesundheitsfördernde Prozesse wie z.B. entzündungshemmende Wirkungen, die beispielsweise bei rheumatischen Erkrankungen einen positiven Einfluss haben.
Die spirituelle Seite wird von den Fastenden mit einem „Gefühl innerer Ruhe“ beschrieben.
Mit der Buchinger Methode kann zwar zunächst eine rasche Gewichtsreduktion erreicht werden, diese Art des Fastens ist aber nicht für eine nachhaltige Gewichtsabnahme geeignet. Während der Fastendauer (5-10 Tage) greift der Körper zur Energiegewinnung zwar auf die Fettreserven zurück, es werden aber auch die wertvollen Eiweißdepots d.h. die Muskulatur angegriffen.
Um bei Wiederaufnahme des Essens den auch bei Diäten zur Gewichtsreduktion befürchteten „Jo-Jo-Effekt“ zu vermeiden, sollte die Wiederaufnahme des Essens ganz langsam erfolgen.
Nachteilige Effekte, insbesondere bei längerer Fastendauer, können das Auftreten von Muskelkrämpfen, Kreislaufstörungen oder Herzrhythmusstörungen sein. Auch die Nieren können belastet werden, die Folgen können die Entstehung von Nierensteinen oder das Auftreten von Gichtanfällen sein. Diese Form des Heilfastens sollten Menschen mit Vorerkrankungen nur unter ärztlicher Begleitung z.B. in einer Fastenklinik durchführen.
Ganz anderes funktioniert das Intervallfasten: Hier lernt der Körper in den Essenpausen von seinen Reserven zu leben.
In den vergleichsweise kurzen Phasen der Nahrungskarenz kommt es nicht zu negativen Auswirkungen auf die Muskulatur und auch nicht zu den bei Crash-Diäten oder längeren Fastenzeiten befürchteten „Jo-Jo-Effekt“.
Im Gegenteil – durch einen verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel können Wohlstandserkrankungen wie Fettleber und Diabetes mellitus Typ 2 verhindert bzw. günstig beeinflusst werden.
Christine Koch-Tessarek ist Oberärztin, Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie, Ernährungsmedizin sowie Leiterin der Diabetesambulanz am AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG in der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Endokrinologie - Hepatologie und Ernährungsmedizin.