16. Januar 2025
Die kalte Jahreszeit kann für Menschen mit Neurodermitis eine Herausforderung sein. Trockene Heizungsluft und eisige Temperaturen können die Haut stark beanspruchen. Aber was genau sind die Auslöser der Neurodermitis? Und wie kann man diese Hautkrankheit behandeln und lindern? In diesem Artikel klärt Dr. med. Ulrike Bildau, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten am MVZ AGAPLESION DIAKONIEKLINIKUM ROTENBURG, über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Neurodermitis auf und informiert über die Rolle der Ernährung bei dieser häufigen Hauterkrankung.
Was sind die Auslöser von Neurodermitis?
Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung, die vor allem durch eine geschwächte Hautbarriere und eine Überreaktion des Immunsystems gekennzeichnet ist. Verschiedene Faktoren können die Symptome verschlimmern oder einen Schub auslösen:
Kälte und trockene Luft:
Besonders im Winter leidet die Haut unter der trockenen Heizungsluft und den niedrigen Temperaturen. Diese begünstigen den Feuchtigkeitsverlust der Haut, was zu einer Schwächung der Hautbarriere beiträgt. Aber auch Schwitzen und Wärmestau können zur Hautirritation und somit zu einer Verstärkung der Neurodermitis führen.
Reizstoffe:
Bestimmte Stoffe wie Wolle, Tabakrauch, Parfums, oder chemische Inhaltsstoffe in Hautpflegeprodukten sind bekannt dafür, Hautirritationen bei Neurodermitis auszulösen und diese dadurch zu verstärken.
Allergene:
Auch Allergien z. B. gegen Hausstaubmilben, Tierhaare, Pollen oder Nahrungsmittel können durch eine gesteigerte Entzündung zu einer Verschlechterung des Hautzustandes führen.
Stress:
Psychischer Stress ist ein häufiger Auslöser für Neurodermitis-Schübe. Die Haut reagiert empfindlich auf Botenstoffe, die bei emotionaler Belastung ausgeschüttet werden, was wiederum die Entzündung fördert.
Infekte:
Infektionen, wie zum Beispiel ein Erkältungsinfekt, führen zu einem entzündungsfördernden Milieu und können so zu einer Verschlechterung des Hautzustandes führen. Zudem kommt es durch die gestörte Hautbarriere leichter zu Infektionen der Haut sowie zu einer vermehrten Besiedlung mit dem Bakterium Staphylococcus aureus.
Was hilft gegen Neurodermitis?
Leider gibt es derzeit keine endgültige Heilung für Neurodermitis, aber es gibt zahlreiche Maßnahmen, die helfen können, die Symptome zu lindern und Schübe zu vermeiden:
- Feuchtigkeitspflege: Eine der wichtigsten Maßnahmen bei Neurodermitis ist die regelmäßige Pflege der Haut mit Cremes und Salben, die wasserbindende Wirkstoffe wie Harnstoff, Paraffin oder Glycerin enthalten. Dies wird auch Basistherapie genannt und hilft, Wasser in der Haut zu halten und den Feuchtigkeitsverlust zu reduzieren. Es sollten vor allem Produkte ohne Duftstoffe und Alkohol angewendet werden.
- Vermeidung von Auslösern: Es ist wichtig, die oben genannten Triggerfaktoren wie extreme Temperaturen, bestimmte Textilien (z. B. Wolle) oder Tabakrauch zu meiden. Zur Stressreduktion können z. B. autogenes Training oder Akupunktur angewendet werden.
- Medikamentöse Behandlung: Bei akuten Schüben können kortisonhaltige Salben und Cremes, aber auch kortisonfreie antientzündliche Präparate (sogenannte Calcineurininhibitoren) helfen. In schwereren Fällen werden auch sogenannte Immunmodulatoren oder Biologika als Tabletten- oder Spritzentherapie eingesetzt, um das Immunsystem gezielt zu regulieren.
- Lichttherapie: In einigen Fällen kann eine Behandlung mit kontrolliertem UV-Licht helfen, die Symptome zu lindern. Diese Therapie wird in speziellen UV-Kabinen unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.
Welche Ernährung ist bei Neurodermitis empfohlen?
Ernährung kann eine entscheidende Rolle bei der Linderung von Neurodermitis spielen. Zwar gibt es keine universellen Verbote, da jeder Mensch individuell auf bestimmte Lebensmittel reagiert, jedoch gibt es einige generelle Empfehlungen für die Ernährung bei Neurodermitis:
- Auf Vielfalt achten: Die Ernährung sollte möglichst ausgewogen und abwechslungsreich sein, um die Versorgung mit Nährstoffen und Vitaminen sicherzustellen.
- Nur individuelle Trigger meiden: Manche Nahrungsmittel (z. B. Zitrusfrüchte, Tomaten, Kiwi oder Erdbeeren) können individuell die Neurodermitis verschlechtern. Diese sollten mittels Auslassdiät und Ernährungstagebuch identifiziert werden und nur dann gemieden werden, wenn eine Verschlechterung des Hautzustandes mit dem Konsum in Verbindung gebracht werden kann.
- Zucker und schnell resorbierbare Kohlenhydrate reduzieren: Ein hoher Konsum von Zucker und schnell resorbierbaren Kohlenhydraten wie Weißmehlprodukte kann Entzündungen im Körper fördern, was die Hauterkrankung verschlimmern kann. Es empfiehlt sich, diese in der Ernährung zu reduzieren.
- Naturbelassene Lebensmittel bevorzugen: Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe können zu allergischen Reaktionen führen. Vor allem Fertigprodukte enthalten diese Zusatzstoffe und sollten daher vermieden werden.
- Probiotika und Präbiotika konsumieren: Der Zustand der Haut steht in direktem Zusammenhang mit der Darmgesundheit. Um eine gesunde Darmflora aufzubauen, empfiehlt sich der Konsum von Probiotika wie fermentierte Milchprodukte (z. B. Joghurt, Kefir, Käse) und Präbiotika, also Ballaststoffe (z. B. in Chicoreé, Porree oder Topinambur).
- Gesunde Fette bevorzugen: Ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (z. B. in Leinöl enthalten) wirken entzündungshemmend und sind zu empfehlen. Gesättigte Fettsäuren, die z. B. in frittierten Speisen, Fast Food oder Chips enthalten sind, gelten hingegen als entzündungsfördernd und sollten gemieden werden.
- Alkohol, Kaffee und starke Gewürze reduzieren: Alkohol, Kaffee und scharfe Speisen können zu einer gesteigerten Durchblutung der Haut führen und somit den Juckreiz verschlechtern.
Neurodermitis ist eine komplexe Hauterkrankung, deren Auslöser von Person zu Person unterschiedlich sind. Besonders in der kalten Jahreszeit ist es wichtig, auf eine gute Hautpflege und das Vermeiden von Triggerfaktoren zu achten. Auch die Ernährung kann einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben – eine ausgewogene, entzündungshemmende Ernährung ist daher besonders zu empfehlen. Während es derzeit keine Heilung gibt, können gezielte Therapien helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die beste Behandlungsstrategie wird dabei individuell im ärztlichen Beratungsgespräch erarbeitet.