09. Dezember 2021
Das Zitat des schwedischen Arztes Stefan Einhorn beschreibt Palliativmedizin sehr gut:
Wo wir nicht helfen können, können wir lindern. Wo wir nicht lindern können, können wir trösten. Wo wir nicht mehr trösten können, sind wir immer noch da.
Zu uns in die Palliativeinheit kommen Patient:innen, die an einer fortgeschrittenen, nicht mehr heilbaren Erkrankung und entsprechend großer Symptomlast (z. B. Schmerzen, Luftnot, Unruhe oder Angst) leiden. Die Palliativmedizin versucht, diese Symptomlast zu reduzieren und die Lebensqualität wiederherzustellen oder zu erhalten.
Als Palliativmediziner:innen möchten wir unsere Patient:innen immer ganzheitlich begleiten und betreuen und mit ihnen gemeinsam einen möglichst beschwerdearmen und selbstbestimmten Weg gehen. Deshalb zeichnet sich die Palliativmedizin bei uns durch einen multimodalen Ansatz aus, der von einem speziell ausgebildeten Team, bestehend aus Pflegefachpersonal (Pain Nurse), ärztlichen Kolleg:innen mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, der Physio- und Ergotherapie als auch der Klinikseelsorge und dem Sozialdienst umgesetzt wird. Jeder Teil des Teams stellt eine wichtige unterstützende Komponente bei der Behandlung der Patient:innen dar.
Angemeldet werden die Patient:innen entweder intern durch die ärztlichen Kolleg:innen unseres Hauses oder palliativmedizinisch tätige niedergelassene Kolleg:innen initiieren eine Aufnahme bei uns. Dann erfolgt eine Sichtung der Patient:innen und entsprechend der individuellen Symptomlast eine möglichst zeitnahe Aufnahme auf unsere Palliativeinheit.
Das wichtigste vorab: Der Aufenthalt auf unserer Station ist keine Einbahnstraße, denn wir passen uns der Reise unserer Patient:innen an und begleiten sie ein Stück auf dem Lebenswege. Die Verweildauer des Aufenthalts jedes:jeder Patienten:in gestaltet sich deshalb sehr unterschiedlich. Ziel ist es, die krankheitsbedingten Beschwerden zu lindern und den Gesundheitszustand des Betroffenen so zu stabilisieren, dass er wieder entlassen werden kann. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei ungefähr zehn Tagen.
Wichtig für uns ist, dass wir nicht nur die Patient:innen, sondern auch ihre An- und Zugehörigen mitbegleiten und einbeziehen. Die Patient:innen werden mit ihrem gesamten Umfeld erfasst und begleitet.
Bei der Entlassung besprechen wir, wie die weitere Behandlung aussehen soll – auch im Austausch mit den ambulanten Diensten. Dadurch bleibt ein Stück Lebensqualität erhalten oder wird wiederhergestellt. Durch die Möglichkeit der Mitgestaltung aller Beteiligten kann der Autonomiewunsch berücksichtigt werden.
Palliativmedizin ist für unheilbar kranke Menschen da, bei denen eine ambulante Hilfe nicht mehr ausreicht, die Symptome der Erkrankung zu lindern. Wir unterstützen Patient:innen mit ihren unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen, bringen unterschiedliche Symptome unter Kontrolle, lindern Schmerzen oder versuchen die Lebensqualität wiederherzustellen.
Die Finanzierung des Aufenthalts wird durch die Krankenkassen und durch den krankenhausüblichen Eigenbetrag abgedeckt. Ein Hospiz dagegen ist eine vom Krankenhaus oder Seniorenheim unabhängige Pflegeeinrichtung, in der Schwerstkranke mit absehbarem Lebensende bis zu ihrem Tod betreut werden. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Hospiz liegt in der Regel zwischen zwei bis vier Wochen. 95 Prozent der Kosten des Hospiz-Aufenthalts tragen die gesetzliche Krankenkasse und die Pflegeversicherung. Fünf Prozent trägt das Hospiz selbst, was in der Regel durch Spenden generiert werden muss.
Dr. med. Inken-Alexandra Wambach-Vetter ist stellvertretende Leitung der Palliativmedizin am AGAPLESION EV. KLINIKUM SCHAUMBURG.
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